Moers: Gehörlose Pina (8) wird Kino-Star – „Freut sich sehr“

Von Matthias Alfringhaus

Als ihre Eltern erfahren, dass Pina gehörlos ist, zieht es ihnen den „Boden unter den Füßen weg“. Jahre später betritt sie die große Kino-Bühne.

  • Fast zwei Jahre nach der Geburt merken Pinas Eltern: Ihr Kind ist gehörlos.
  • Zu Beginn war es ein Schock, dann wuchs die Familie immer enger zusammen.
  • Nun ist Pina auf der Kinoleinwand zu sehen. Wie es dazu kam.

Falk Krohn, Guido Lohmann und Rebecca Krohn freuen sich mit Anja und Meinolf Thies (von links) von der „Hall of Fame“ auf die Film-Vorstellung. Auf dem Plakat sind Falk und seine Tochter Pina zu sehen. Foto: Volker Herold / FUNKE Foto Services

„Stille ist ein schönes Geräusch“ ist ein Film über sechs Menschen, die alle gehörlos sind. Pina Krohn (8) aus Moers ist eine von ihnen. Der Dokumentarfilm wird am Sonntag, 5. November, 11 Uhr im Kino „Hall of Fame“ in Kamp-Lintfort gezeigt, es gibt noch wenige Plätze. Die Volksbank Niederrhein sponsert die beiden Vorstellungen, der Eintritt ist frei.

Pina Krohn kommt 2014 zur Welt. „Zuerst war alles normal. Nach einem Jahr haben wir gemerkt, dass Pina immer stiller wurde und nicht zu sprechen begann“, sagt ihr Vater Falk. Die Ungewissheit sollte noch lange anhalten, die Familie suchte mehrere Ärzte auf. Es dauerte fast zwei Jahre, bis feststand, dass Pina gehörlos ist. „Die Diagnose hat uns den Boden unter den Füßen weggerissen“, sagt Pinas Mutter Rebecca.

Bei einer mehrstündigen Operation im Uni-Klinikum Essen im Mai 2018 werden Pina Cochlea-Implantate eingesetzt. Die Technik hilft ihr zu hören. Zurzeit geht Pina in die dritte Klasse der Luise-Leven-Schule für Hören und Kommunikation in Krefeld. Sie nimmt Logopädie-Stunden und macht ein Reha-Hörtraining. Ihre Hobbys sind tanzen, malen, basteln.

Später will Pina vielleicht einmal Lehrerin oder Tierärztin werden. „Sie wird ihren Weg gehen“, sagt Rebecca Krohn hoffnungsvoll. Es war ein langer Weg. Am Anfang, nach der bitteren Diagnose, fühlte sich die Familie, zu der auch der elfjährige Bruder von Pina gehört, ziemlich allein gelassen. Sie hätten sich vieles erarbeiten müssen, sagen die Eltern heute.

Doch der Einsatz hat sich gelohnt. Geholfen hat allen die Gebärdensprache. Rebecca und Falk Krohn nehmen Unterricht, ihr Sohn lernt das im Umgang mit Pina. Sie beherrscht die Gebärdensprache gut, spricht aber mittlerweile auch gut. „Wir alle sind mit den Fortschritten zufrieden“, sagt ihr Vater. Auf das Filmprojekt sind die Krohns durch eine Anzeige in der „Schnecke“ aufmerksam geworden, einer Zeitung für Gehörlose.

Die Regisseurin Nathalie Lamb und ein Kameramann haben die Familie 2019 mehrere Tage begleitet, später gab es Aufnahmen in der Schule. Die Premiere war 2021 an der Filmakademie in Ludwigsburg. Seitdem haben die Krohns den Film nicht mehr gesehen, „Pina freut sich schon sehr auf die Vorstellung in Kamp-Lintfort“, berichtet ihre Mutter.

„Wir wollten die Geschichte nach außen tragen, um anderen Mut zu machen. Es ist ein Zeichen für Zusammenhalt in der Familie“, sagt Guido Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein. Er kennt die Krohns, und er kennt Anja und Meinolf Thies, die Betreiber der „Hall of Fame“.

„Stille ist ein schönes Geräusch“ wird am Sonntag, 5. November, 11 Uhr in der „Hall of Fame“ in Kamp-Lintfort gezeigt. Die Vorstellung im großen Saal ist bereits ausgebucht. Wegen der großen Nachfrage stellen die Kino-Betreiber Anja und Meinolf Thies zur gleichen Zeit einen zweiten Saal zur Verfügung, die Anmeldung erfolgt über www.volksbank-niederrhein.de/Premiere.

Nach der Vorstellung gibt es eine Gesprächsrunde mit Regisseurin Nathalie Lamb sowie Rebecca und Falk Krohn. Guido Lohmann moderiert das Gespräch. Zurzeit prüft das Kino, ob das Gespräch im großen Saal auch in den zweiten Saal übertragen werden kann.
 

Quelle: NRZ