Rügener Kinobetreiber: „Wir spielen in der Champions League“

Meinolf und Anja Thies hatten vor drei Jahren das Kino in Bergen auf der Insel Rügen übernommen

Von Mathias Otto

Zeit für „Kaffeeklatsch“ (jeden 2. Donnerstag): Meinolf und Anja Thies haben vor drei Jahren das Kino in Bergen übernommen.

Damit hatten Meinolf und Anja Thies nicht gerechnet, als sie die Schlüssel in Empfang nahmen und den Mietvertrag für das Kino in Bergen unterschrieben. Genau an diesem Tag begann der erste Lockdown – am 16. März 2020. Insgesamt mussten sie während der Corona-Pandemie dreimal für einen längeren Zeitraum das Kino schließen. „Wir sind historisch die einzigen Unternehmer, die am Tag des Lockdowns einen Kinovertrag unterschrieben und gleich zwangsgeschlossen angefangen haben“, sagt er.

Es war keine leichte Zeit für die beiden Kinobetreiber. „Wir sind gestärkt daraus hervorgegangen, kennen mittlerweile die Wünsche und Vorlieben der Rüganer und bieten viele zusätzliche Sachen an“, sagt Anja Thies. Unter anderem wurde in einem Saal Anfang Februar der Superbowl live übertragen. Bisher in dieser Größenordnung einmalig auf Rügen.

Meinolf und Anja Thies sind Profis in Sachen Unterhaltung. Neben ihrem Unternehmen, der Consulthies GmbH, beraten sie in wirtschaftlichen Kinofragen, betreiben aber auch selbst mehrere Lichtspielhäuser, unter anderem in Osnabrück, Düren, Mülheim/Ruhr und Kamp-Lintfort. Mit einer positiven Grundeinstellung sind sie das Projekt Kino in Bergen angegangen und haben die anfängliche Lockdown-Zeit genutzt für Umbauarbeiten.

„Wir haben am Anfang der Corona-Pandemie gedacht, das dauert maximal ein paar Wochen, dann können wir das Kino wieder aufmachen. Dass es aber bis Ende Mai dauerte und dann im Laufe der Zeit noch zweimal geschlossen werden musste, das war schon sehr hart. Wir hatten noch nicht ein Geschäftsjahr, in dem ganzjährig geöffnet war“, sagt er. „Es tut schon weh, wenn man weiß, dass man Geld ausgibt, aber kein Geld reinkommt. Aber immerhin konnten wir unsere Mitarbeiter bei Stimmung halten, sie haben beim Umbau mitgeholfen“, sagt Anja Thies.

Nachdem sie entschieden hatten, das Kino selbst zu betreiben, statt zu vermieten, mussten sie erst einmal die personellen Strukturen überdenken. „Da wir nicht durchgängig hier sein können, brauchten wir jemanden, der die Geschäfte führt und dem wir auch vertrauen können“, sagt sie. Kim Krüger, die jetzige Assistentin der Geschäftsführung, hatte damals im Kino Salzgitter gearbeitet. „Sie konnten wir überzeugen, nach Bergen zu wechseln.“ In der Betriebsleitung wird zu dritt gearbeitet. Ein Dream-Team, wie das Unternehmerpaar die Leitung auf Rügen bezeichnet, und die Basis für ein funktionierendes Kino.

Allein mit gutem Personal führt man noch kein gutes Kino. Deshalb sollten alle Säle Stück für Stück saniert und auf den neuesten Stand gebracht werden. Durch drei Renovierungsphasen habe das Kino alles, was zum Beispiel ein Großstädter, der hier Urlaub macht, kennt. „Das heißt, wir spielen in vielen Bereichen in der Champions League“, sagt Meinolf Thies.

Unter anderem wurden in drei von sechs Kinosälen Laserprojektoren der neusten Generation eingebaut. Die nächsten drei Säle sollen in diesem Jahr folgen. „Dass in Deutschland jemand alle Säle mit dieser Technik umbauen lässt, kommt nicht so häufig vor. Zusammen mit den neuen Sitzen, den Tischen und neuen Tonanlagen ist es das, was die Leute wollen, aber garantiert nicht immer erwarten, wenn sie auf Rügen ins Kino gehen.“

Auch die zusätzlichen Angebote neben den aktuellen Blockbustern kommen auf der Insel gut an, etwa der Kaffeeklatsch (Kaffee, Kuchen und Film) oder Vino und Kino (erlesene Weine und Film). „Der Kaffeeklatsch ist eine Zielgruppenveranstaltung wie in allen unseren Häusern. Dort hatte es aber lange gebraucht, bis es sich etabliert hatte. Auf Rügen ist das anders, hier lief es vom ersten Tag an. Wir sind damit sehr zufrieden“, sagt Anja Thies.

 

Quelle: Ostsee Zeitung / Foto: Mathias Otto