Kamp-Lintfort. Die Hall of Fame verwandelte sich am Wochenende in ein Impfzentrum. Bürgermeister Christoph Landscheidt lobte das niedrigschwellige Angebot. Die meisten Besucher holten sich die dritte Spritze ab.
„Spider-Man – No Way Home“, „James Bond – Keine Zeit zu sterben“ oder „Sing 2 – Die Show deines Lebens“: Die Säulen und Wände, die für die aktuellen Blockbuster werben, verwandelten sich am Wochenende im Kino „Hall of Fame“ zu Teilen von Trennwänden und machten das Foyer zu einem Impfzentrum zum „Blockboostern“. „Das Foyer hat eine ganz neue Funktion übernommen“, erklärte Geschäftsführer Meinolf Thies, der der das Kino zusammen mit seiner Frau Anja Thies führt, am Samstagvormittag. „Eigentlich war es für ganz andere Veranstaltungen geplant, zum Beispiel für Tanzveranstaltungen oder Feiern.“
Doch gefeiert wurde im oberen Foyer bislang nur selten, weil ein Jahr und ein Monat nachdem das Kino eröffnet worden war, im März 2020 der erste Lockdown begann. Deshalb fand die Idee der Apotheker Erol und Muhammed Gülsen, dort zwei Tage lang ein Impfzentrum einzurichten, bei der Kino-Geschäftsführung sofort auf Zustimmung. „Es ist ein niedrigschwelliges Angebot“, lobte Bürgermeister Christoph Landscheidt die Umsetzung der Idee. „Das ist wichtig. Vor drei Wochen war das Rathaus ein Impfzentrum.“
Diesmal war der impfende Arzt aber nicht Karl-Heinz Hartmann, wie am zweiten Samstag im Januar, sondern Avicenna Akti. Der Facharzt für Innere Medizin hat seine Praxis im Ärztehaus am Kreisverkehr an der Homberger Straße in Moers, neben der Erol und Muhammed Gülsen die Goethe Apotheke betreiben. „Wir hatten ein Brainstorming, was wir zusammen unternehme können“, berichtete der Arzt. „Dann haben wir einfach angefangen.“
Die Ortswahl fiel auf das Kamp-Lintforter Kino, weil Erol und Muhammed Gülsen seit drei Jahren engen Kontakt zu den Betreibern haben. „Wir haben ein Rabattsystem, bei dem man Punkte für eine Freikarte im Kino sammeln kann“, berichtete am Samstag Erol Gülsen. „Wir haben das Kino vor drei Jahren mit Defibrillatoren bestückt.“
Die beiden Brüder besorgten 1740 Impfdosen der Hersteller Biontech und Moderna. Parallel dazu organisierten sie mit Kino-Mitarbeiter Fabian Kirking den Ablauf der Impfaktion, in den zehn Mitarbeiter eingebunden waren.
Das Impfangebot scheint landesweit herausgestochen zu haben. „Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat darüber nachgedacht, zu kommen“, berichtet Muhammed Gülsen. „Aber er hat viele Termine und ist nicht da gewesen.“ Dafür schauten viele Kamp-Lintforter, aber auch einige Auswärtige vorbei, um sich meistens das dritte Mal impfen ließen. „Es sind auch einige Erstimpfungen dabei“, berichtete Avicenna Akti.
In der ersten Stunde, in der reger Besuch, aber kein Gedränge herrschte, wurden 70 Personen geimpft. Alle Geimpften erhielten einen Gutschein, mit dem sie zum Preis von einer Karte mit zwei Personen das Kino besuchen können. „Da das Kino eine Belüftungsanlage hat, ist die Luft ständig in Bewegung“, erzählte am Samstag Meinolf Thies. „Es ist einer der sichersten Räume.“
Quelle: Rheinische Post
Foto: Norbert Prümen