Corona-Krise ist ein Horrorstreifen für die Mülheimer Kinos

Annette Lehmann

Die Coronakrise legt alle Mülheimer Kinos lahm. Auch in der Filmpassage läuft momentan gar nichts.

Mülheim. In den Mülheimer Kinos läuft seit einer Woche gar nichts mehr. Die Corona-Zwangspause ist auch für diese Branche ein wirtschaftlicher Härtetest.

Das Kinojahr 2019 wurde allgemein als Lichtblick gefeiert, für 2020 sieht es jetzt schon düster aus. Mindestens bis zum Ende der Osterferien bleiben auch die drei Lichtspielhäuser in Mülheim geschlossen, damit sich dort niemand eine Corona-Infektion holt.

Dicke Luft herrschte zum Jahresbeginn im Forum: Dort stritten sich die Betreiber der Filmpassage und die Eigentümer des Centers öffentlich über den finanziellen Ausgleich für einen Wasserschaden. Die Sache ist zwar noch nicht beigelegt, aber angesichts der aktuellen Entwicklung ein Kinkerlitzchen. Derzeit kommt überhaupt kein Geld in die Kinokasse.

Frisches Popcorn über Facebook verkauft

"Unsere letzten Einnahmen hatten wir durch den Abverkauf von Waren, die bis zum 19. April abgelaufen wären", erklärt Meinolf Thies, Geschäftsführer der Filmpassage Mülheim und sieben weiterer Kinos in anderen Städten. Über Facebook haben sie am 17. März frisches Popcorn verkauft, 20 Euro pro Sack, für Selbstabholer. Die Aktion sei gut gelaufen. Aber sie haben auch dieses Statement gepostet: "Wirtschaftlich wird die befristete Schließung für unser Unternehmen sicher eine große Herausforderung." Nicht nur das eigene Team sei betroffen, sondern auch die Partner, Lieferanten oder Dienstleister.

Für die zwölfköpfige Belegschaft der Filmpassage Mülheim wurde Kurzarbeit beantragt. "Wir haben unsere Leute auch aufgefordert, einen Teil ihres Jahresurlaubs zu nehmen", erklärt Thies. Bis Ende März seien sie aber noch damit beschäftigt, den Betrieb auf null herunterzufahren.

Kinobetrieb kann nicht über Nacht wieder hochgefahren werden

Bis wann? Das weiß momentan niemand. Der Kinochef geht davon aus, dass auch die Wiedereröffnung "treppenwitzartig" erfolgen wird, schrittweise, ebenso wie die verordnete Schließung. "Jedenfalls kann man ein Kino nicht von einem Tag auf den anderen neu eröffnen. Dazu muss alles wieder hochgefahren werden, beispielsweise die Zapfanlage." Die Frage sei auch, welche Filme dann zur Verfügung stehen: "Es gibt keine verlässliche Neustart-Planung."

Möglicherweise müsse man Preisnachlass gewähren, solange man keine Top-Produktionen zeigen kann. Aber, so der Betreiber der Filmpassage: "Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, ein Kino zu schließen."

Kurzarbeit für alle Cinemaxx-Mitarbeiter

Auch im Cinemaxx Mülheim ist vor einer Woche das Licht ausgegangen. Das rund 40-köpfige Team um Theaterleiter Ulrich Staats kann nichts anderes tun als abzuwarten. "Für alle Kino-Mitarbeiter wurde Kurzarbeit beantragt", erklärt ein Unternehmenssprecher.

Das Multiplex-Kino im Rhein-Ruhr-Zentrum war in den vergangenen Monaten in den Blickpunkt gerückt, weil es zeitnah verkauft werden soll, damit die großen Kinoketten Cinemaxx und Cinestar fusionieren können. Diese Auflage des Bundeskartellamtes muss bis spätestens September umgesetzt werden, so der bisherige Stand.

Ob die Coronakrise dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung machen kann, ist völlig offen. Nach aktueller Auskunft von Vue, dem Mutterunternehmen von Cinemaxx, arbeitet man weiterhin "auf die Erfüllung dieser Auflage hin und ist bestrebt, den Erwerb abzuschließen".

Rückschlag für das Rio

Gleichfalls von der Zwangspause betroffen ist Mülheims einziges Programmkino, das Rio im Medienhaus. Dort lief es in letzter Zeit ohnehin nicht sehr glücklich. Ende August 2019 musste das Rio wegen eines technischen Defektes fast zwei Monate lang schließen. Jetzt ist der Saal mit seinen 80 Plätzen schon wieder zu.

FILMSTARTS? FEHLANZEIGE

In dieser Woche, am 26. März, sollte unter anderem die Realverfilmung von "Mulan" in die Kinos kommen. Alle Neustarts für die nächsten Wochen sind aber ausgesetzt.

Der nächste geplante Filmstart wäre "Vergiftete Wahrheit", unter anderem mit Anne Hathaway, am 17. April. Ob es dabei bleibt, ist offen.


Quelle: WAZ / Foto: Martin Möller / FUNKE Foto Services