"Die Hall of Fame in Kamp-Lintfort ist ein Volltreffer"

Anja und Meinolf Thies betreiben das Kino „Hall of Fame“ in Kamp-Lintfort. Das Ehepaar, das für sieben Lichtspielhäuser verantwortlich ist, freut sich über die positive Resonanz des Publikums. Das Kino ging am 7. Februar 2019 an den Start. Die Betreiber setzen nicht nur auf Blockbuster, sondern auch auf Sonderveranstaltungen.

225.000 Kino-Fans haben das neue Lichtspielhaus im ersten Jahr besucht. Die Betreiber sind sehr zufrieden.

Von Anja Katzke

Frau und Herr Thies, vor einem Jahr, am 7. Februar 2019, haben Sie die „Hall of Fame“ in Kamp-Lintfort eröffnet. Welches Fazit ziehen Sie fürs erste Jahr?

Meinolf Thies Die „Hall of Fame“ in Kamp-Lintfort hat sich als ein Volltreffer erwiesen. Wir haben im vergangenen Jahr etwa 225.000 Kinobesucher gezählt. Wir sind mehr als zufrieden.

Anja Thies Wir hätten nie gedacht, dass wir im ersten Jahr so viele Besucher in unserem Kino begrüßen können. Unsere Schätzung lag bei etwa 180.000.  Dass deutlich mehr gekommen sind, erfüllt uns mit Stolz. Das Publikum ist mit dem Angebot zufrieden. Wir bekommen sehr gute Bewertungen.


Info

Eintrittspreise und Internetauftritt

Eintrittspreise Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre zahlen 6,50 Euro; für Schüler und Studenten ab 16 Jahre kostet der Eintritt montags bis mittwochs 7,50 Euro, donnerstags bis sonntags 8,50 Euro. Erwachsene zahlen montags bis mittwochs 8,50 Euro und donnerstags bis sonntags 10,50 Euro.
Info www.hall-of-fame.website


Die 225.0000 Besucher kommen sicher nicht allein aus Kamp-Lintfort. Wie groß ist Ihr Einzugsgebiet?

Meinolf Thies Das stimmt. Über die Hälfte kommt nicht aus Kamp-Lintfort, sondern aus der näheren Umgebung. Das hat unsere Postleitzahlen-Umfrage ergeben. Damit erweist sich die „Hall of Fame“ auch als ein wichtiger Standortfaktor für die Stadt Kamp-Lintfort. Unsere Besucher stammen beispielsweise aus Rheinberg, Alpen, Krefeld, Moers, den jeweiligen geografischen Schnittmengen und aus dem Duisburger Süden.

Wie erklären Sie sich die erfolgreiche Kino-Ansiedlung in einer Mittelstadt wie Kamp-Lintfort?

Meinolf Thies In Kamp-Lintfort gab es in den vergangenen 30 Jahren kein Kino mehr. Die Leute haben vermutlich sehnsüchtig darauf gewartet, richtig mit den Hufen gescharrt. Das gilt auch für die ältere Generation, die keine Lust hatte, für einen Kinobesuch in eine andere Stadt zu fahren. Außerdem haben wir hier ein richtig schönes Schmuckkästchen geschaffen und alle unsere Versprechen gehalten. Die Einrichtung der „Hall of Fame“ ist mit 3D, mit D-Box und mit Dolby Atmos an der Champions League in der deutschen Kino-Branche ausgerichtet.

Anja Thies Außerdem ist sie zentral gelegen. Und es gibt eine ausreichende Zahl kostenfreier Parkplätze. Zudem wissen unsere Besucher die werbefreie Leinwand zu schätzen. Das Vorprogramm kann anderswo schon mal bis zu 50 Minuten dauern. Das nervt die Leute – besonders, wenn sie mit ihren Kindern kommen.

Meinolf Thies Außerdem bietet uns der Verzicht auf Werbung die Möglichkeit, eine Vorstellung pro Saal und Tag mehr zu spielen. Das sorgt für eine noch größere Vielfalt.

Wie ist Ihr Publikum denn so? Welche Altersgruppen erreichen Sie?

Anja Thies Wir erreichen mit unserem Programm jede Generation: Kids, Familien, Jugendliche, Ältere. Wir haben allen etwas zu bieten.

Meinolf Thies Das Publikum ist klasse. Als Henning Baum alias „Der letzte Bulle“ zur Premiere seines Films nach Kamp-Lintfort kam, waren innerhalb weniger Tage alle sieben Säle bis auf den letzten Platz besetzt. Henning Baum war total begeistert und stand stundenlang für Selfies mit den Zuschauern zur Verfügung. Die Aktion hat die „Hall of Fame“ deutschlandweit bekannt gemacht. Und bei „Warner“ haben wir ziemlich Eindruck geschunden. Dadurch wurden natürlich auch andere Verleiher auf uns aufmerksam. „Der letzte Bulle“ ist bei uns übrigens sechs Wochen lang gelaufen.

Anja Thies Wir haben ein sehr ruhiges Publikum, das den Aufenthalt bei uns genießt. Wir haben bis heute keine Vandalismus-Schäden, mit denen viele Kinos zu kämpfen haben.

Sie setzen nicht nur auf die großen Blockbuster, sondern bieten zusätzlich kleine Reihen an. Wie sieht Ihr Konzept aus?

Anja Thies Wir probieren vieles aus und richten uns nach den Wünschen des Publikums. Specials wie „Vino & Kino“, die „Ladies Night“ oder „Mein erster Kinobesuch“ sind für uns wichtige Einheiten, die sich übrigens nicht jedes Kino leistet. Besonders die Kindergeburtstage kommen sehr gut an. Wir sehen diese Sonderveranstaltungen als Investition in die Zukunft unseres Hauses und als ein Vehikel, die Kunden an uns zu binden. Wer zufrieden ist, besucht uns wieder.

Der Start der „Hall of Fame“ war holprig. Der erste Eröffnungstermin im Dezember 2018 wurde gerissen. Haben Sie das inzwischen verdaut?

Meinolf Thies Das werden wir nie mehr vergessen. Ein Kino muss in einer guten Kino-Zeit geboren werden. Die fehlende Standleitung zur Feuerwehr hat uns damals einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich erinnere mich gut, wie die Fliesenleger noch um Mitternacht gearbeitet haben, um den Termin zu schaffen. Am Ende standen wir mit einer 30-köpfigen Mannschaft da, ohne eröffnen zu können. Das reißt einem schon die Beine weg. Ich hätte mir mehr guten Willen gewünscht. In einem vergleichbaren Beispiel in der Bundeshauptstadt ging es auch mit der Gestellung von Feuerwachen.

Anja Thies Die positive Resonanz der Bürger streichelt aber unsere Seele.

Was sind die weiteren Pläne für die „Hall of Fame“?

Anja Thies Das Zielgruppen-Programm muss weiter vernünftig betreut werden. Wir stemmen solche Reihen ja nur mit Bordmitteln. Außerdem wollen wir den Markt noch besser kennenlernen und arbeiten daran, den Standard zu halten. Vor kurzem hatten wir eine türkische Produktion im Programm.


Quelle: RP online / Foto: Arnulf Stoffel