Offener Brief: "Wer oder was ist denn inzwischen das Problem?"

Nicht zuletzt die jüngst bekannt gemacht Verschiebung zweier großer Titel der Constantin hat Anja und Meinolf Thies sowie Lutz Nennmann veranlasst, Betreiberkollegen zu einem entschlosseneren Vorgehen bei den Wiedereröffnungen aufzufordern.

Die aktuelle Situation erinnert stark an das sprichwörtliche Henne-Ei-Problem: Ohne zugkräftige Neustarts kein lohnendes Kinogeschäft (wie die Zahlen der vergangenen Wochen unterstrichen), ohne ausreichende Kapazitäten keine großen Neustarts. Ein Problem, von dem nicht zuletzt die jüngst bekanntgewordene Verschiebung von Kaiserschmarrndrama" und Contra" zeugt - wobei natürlich nicht nur die Zahl der eröffneten Kinos ausschlaggebend sein wird, sondern auch die dort zur Verfügung stehenden Kapazitäten. Letzterer ein Punkt, in den massiv Bewegung kommen könnte, sollten andere Bundesländer in absehbarer Zeit dem Beispiel von Nordrhein-Westfalen folgen...

Anja und Meinolf Thies sowie Lutz Nennmann von den Nennmann & Thies/Thies Kinobetrieben jedenfalls wenden sich in einem offenen Brief nicht nur an die Verleiher, sondern auch an Betreiberkollegen, die sie zu einem entschlosseneren Vorgehen bei den Wiedereröffnungen auffordern.

Hier der offene Brief im Wortlaut:

"Die Branche hat Dank Virus eine volle Breitseite bekommen, aber es ist Zeit, sich neu aufzustellen! Die Politik hat die Wiedereröffnung der Filmtheater erlaubt - ab Anfang Juli darf überall im Land wieder Kino gemacht werden. Einzig Niedersachsen ziert sich Stand heute noch immer, doch jüngsten Informationen zufolge könnte die letzte Juni-Woche die der möglichen Wiedereröffnung sein...

Wir dürfen also wieder Kino machen. Wir können es auch, trotz Auflagen. Und an dieser Stelle muss es vor allem heißen: wir müssen es auch! Denn inzwischen kristallisiert sich heraus, dass die Branche nun ausgerechnet von einem nicht unwesentlichen Teil derer ausgebremst wird, die Hauptbestandteil eben dieser Branche sind, nämlich die Kinobetreiber selbst! Wer gemäß Landesverordnung wieder öffnen darf, der sollte sich dazu auch verpflichtet fühlen! Anstatt über die verpasste Chance eines einheitlichen und geregelten bundesweiten Wiederkommens der Kinos zu lamentieren (der Zug ist halt abgefahren und fertig) und über Auflagen zu wehklagen, die hinderlich sein mögen, aber trotzdem ohne weiteres umsetzbar sind, müssten die betreffenden Betreiber ihre Energie längst in das konsequente Wiederanschieben des eigenen Geschäfts investieren!

Mit Blick auf die Verleiher, von denen wir mit Recht schnell große und zeitnahe Filmstarts erwarten, ist maßgeblich (von der internationalen Pandemie-Betrachtung der Kinomärkte abgesehen), dass wir ihnen hierzulande alle machbaren Kapazitäten an Standorten, Leinwänden und Sitzplätzen zur Verfügung stellen... Es wäre schon fatal, wenn ausgerechnet wir als Kinobetreiber Teil der Verhinderung des eigenen Geschäfts würden. Ein erster konsequenter Verleih-Schritt wurde diesbezüglich leider von der Constantin am vergangenen Mittwoch schon getan! Starke deutsche Produktionen wie "Kaiserschmarrndrama" und "Contra" hätten uns sehr gutgetan und zwar so früh wie möglich!

Wir jedenfalls haben unsere Kinos mit dem ersten erlaubten Tag überall gerne wieder geöffnet und holen uns seitdem Zug um Zug unser Publikum zurück, statt im Land des Vergessens oder Streamings zu bleiben. In diesem Sinne bitten wir Willi Geike darum, alles zu tun, was aus Deutschland dazu getan werden kann und muss, um "Tenet" am bislang festgelegten Starttermin zu halten! Die gleiche Bitte richten wir an Roger Crotti für "Mulan"! Diese Starts wären die DNA für einen Kino-Neuanfang! An freien Leinwänden wird es nicht scheitern, an "geöffneten" hoffentlich im oben genannten Sinne auch nicht!"

Anja & Meinolf Thies, Lutz Nennmann - Nennmann & Thies/Thies Kinobetriebe


Quelle: Blickpunkt:Film