Wiedereröffnung am Donnerstag: Betreiber der Hall of Fame und Filmpassage in Osnabrück kämpfen an doppelter Front

Von Christopher Bredow

Osnabrück. Die Hall of Fame und die Filmpassage in Osnabrück öffnen am Donnerstag ihre Türen, obwohl das Land Niedersachsen den Kinobetrieb eigentlich noch verbietet. Aber nicht nur juristisch haben die Betreiber der beiden Lichtspielhäuser Kämpfe auszutragen, sondern auch in der eigenen Branche herrscht Uneinigkeit.

Als Anja Thies am vergangenen Freitag durch die Anfrage unserer Redaktion erfuhr, dass sie ihre beiden Kinos in Osnabrück laut einem Urteil des zuständigen Verwaltungsgerichts wieder öffnen darf, war ihr sofort klar: "Wir öffnen, sobald wir alle Voraussetzungen dafür geschaffen haben." Knapp eine Woche später ist es so weit: Am Donnerstag lassen die Hall of Fame und die Filmpassage erstmals seit drei Monaten wieder Gäste in ihre Kinosäle.

Zwei Klagen, zwei Entscheidungen

Der Weg dahin war für das Betreiber-Ehepaar Anja und Meinolf Thies aber nicht gerade einfach. Ihren Sitz haben die Kinoinhaber in Essen und betreiben in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Lichtspielhäuser. Dort ist schon seit Anfang Juni möglich, was in Niedersachsen noch verboten ist: Die Kinos dürfen öffnen. "In Niedersachsen gab es bislang nicht einmal eine Perspektive, wann der Kinobetrieb wieder möglich sein wird", bemängelte Anja Thies am Dienstag bei der Vorstellung des Hygienekonzepts in den Spielstätten: "Dabei sind wir genau so ein wirtschaftlicher Betrieb wie andere auch, die schon wieder geöffnet haben."

Um auch in Niedersachsen die Türen wieder aufschließen zu können, zogen die Betreiber vor das Verwaltungsgericht Osnabrück. Das stellte sich auf ihre Seite. Ein Teil der Begründung war: Wenn Läden, Gaststätten und Fitnessstudios wieder auf haben dürfen, dann sollte selbiges auch für Kinos gelten.

Den gleichen Antrag hatten Anja und Meinolf Thies an das Verwaltungsgericht Braunschweig geschickt, denn auch in Salzgitter betreiben sie eine Filmpassage. Die Antwort von dort: Die Öffnung bleibt weiterhin untersagt. In beiden Fällen hatte das Land Niedersachsen als Antragsgegner auf mehreren Seiten Begründungen geliefert, warum das Infektionsrisiko in Kinos höher sein soll als etwa in Kneipen: "Mit Verlaub: Das hat sich gelesen, als würde man ein Atomkraftwerk besuchen", sagte Meinolf Thies. Ein Grund war etwa, dass sich in den Sälen aufgrund der Dunkelheit die Einhaltung der Hygieneregeln nicht kontrollieren lasse.

Maskenpflicht bis zum Sitzplatz

Während das Kino in Salzgitter also noch geschlossen bleiben muss, geht es in Osnabrück am Donnerstag wieder los. "Wir haben die Schutzmaßnahmen und Hygienevorschriften umgesetzt und sind gut vorbereitet", versprach Anja Thies. Abstandshinweise auf den Böden, Desinfektionsmittelspender an den Aufgängen und eine Maskenpflicht bis zum Sitzplatz sollen das Infektionsrisiko minimieren. Zudem werden die Besucherdaten dokumentiert und 14 Tage gespeichert, um mögliche Infektionsketten nachvollziehen zu können.

Öffnung bringt kaum Umsatz

Besetzt werden darf in den Sälen nur jede zweite Reihe, zwischen einzelnen Gruppen müssen einige Plätze frei bleiben. Das macht je nach der Größe des Saals in der Hall of Fame und der Filmpassage pro Saal etwa eine Auslastung von 25 Prozent. "Uns ist bewusst, dass uns das nicht den größten Umsatz bringen wird", gab Anja Thies zu. Doch ihnen sei wichtig, überhaupt wieder öffnen zu dürfen und auch die Mitarbeiter wieder zurück an ihren Arbeitsplatz holen zu können.

Kritik an den Kollegen

Viele ihrer Betreiberkollegen handeln anders: Christian Saßnick und Hermann Thieken etwa lassen ihr Cinema-Arthouse und das Filmtheater Hasetor in Osnabrück noch geschlossen, ziehen keine eigene Klage in Betracht und warten auf das weitere Vorgehen der Landesregierung. Sie rechnen damit, nach der Veröffentlichung der neuen Corona-Verordnung am 22. Juni ebenfalls wieder öffnen zu dürfen. Dass das Land gegen die Entscheidung des Osnabrücker Verwaltungsgerichts bislang nicht in Berufung gegangen ist, deutet zumindest auf solch eine Perspektive hin. Nicht nur Saßnick und Thieken, sondern auch Kinobetreiber aus Nordrhein-Westfalen weisen aber zudem darauf hin, dass derzeit gar keine aktuellen Filme auf dem Markt seien und sich eine Öffnung daher kaum lohne.

Diese Haltung bei einigen ihrer Kollegen kritisieren Anja und Meinolf Thies: "Inzwischen kristallisiert sich heraus, dass die Branche nun ausgerechnet von einem nicht unwesentlichen Teil derer ausgebremst wird, die Hauptbestandteil eben dieser Branche sind: Nämlich die Kinobetreiber selbst", heißt es in einem offenen Brief des Paares an ihre Kollegen. Sie fordern: "Wer gemäß Landesverordnung wieder öffnen darf, der sollte sich dazu auch verpflichtet fühlen."

Warten auf neue Filme

Die beiden Kinoinhaber setzen zu Beginn der Wiedereröffnung auf Filme, die kurz vor dem Corona-Shutdown gelaufen sind und von vielen Menschen noch nicht gesehen wurden. "Wir zeigen keine alte Ware", versicherte Anja Thies. Natürlich gebe es hierbei aber auch eine Mischung, bis die Filmverleiher ihre neuen Streifen wie "Tenet", "Mulan" oder auch den neuen James Bond veröffentlichen.

Zum Start am Donnerstag soll es in beiden Kinos ein Eröffnungsangebot von vier Euro pro Ticket geben. Zudem wird darum gebeten, die Karten online zu kaufen, um eine Schlangenbildung im Eingangsbereich zu vermeiden.


Quelle: NOZ

Meinolf und Anja Thies stellten am Dienstag das Hygienekonzept ihrer beiden Kinos in Osnabrück vor. (Foto: David Ebener)

Die "Hall of Fame" am Hauptbahnhof schließt wieder auf. (Archivbild, Foto: Michael Gründel)

Jede zweite Reihe bleibt in den Sälen der "Hall of Fame" und Filmpassage frei. (Foto: David Ebener)

"Alles auf Abstand" lautet das Motto in der "Hall of Fame". (Foto: David Ebener)

Damals galt noch kein Abstandsgebot: Kinobetreiber Anja und Meinolf Thies bei der Eröffnung der "Hall of Fame" im Dezember 2019. (Archivbild, Foto: Jörn Martens)